Schaffen wir in Seedorf gemeinsam die Energiewende?
Das Ziel sei der klimafreundliche Umbau der Gemeinde; die Versorgung mit regenerativer Energie. Das gab der Bauausschuss-Vorsitzende Volker Johannsen zu Beginn der Sitzung am 01.06.22 bekannt. Aus diesem Grund habe er sich zusammen mit Bürgermeister Philipp Frank entschlossen, das Angebot der Firma Enerparc für einen Informationsvortrag anzunehmen. Die Enerparc AG errichtet und betreibt großflächige Solarparks in ganz Deutschland.
Bei diesem großen Ziel ist es doch sehr verwunderlich, dass der erste Aufschlag zu diesem Thema in der Gemeinde Seedorf ganz unspektakulär als Tagesordnungspunkt 6 auf einer routinemäßigen Sitzung des Bau-, Planungs-, Wege- und Umweltausschuss gemacht wurde. Obwohl sowohl der Bürgermeister als auch der Bauausschuss-Vorsitzende mehrfach betonten, dass die Öffentlichkeit natürlich informiert und eingebunden werden soll, macht dieses Vorgehen eigentlich genau das Gegenteil deutlich. So schloss Volker Johannsen diesen Tagesordnungspunkt denn auch mit den Worten „Die Gemeinde wird jetzt in der Sache erstmal nichts machen; wir werden aktiv, wenn es Anträge von Landbesitzern gibt.“
Genau dieses Vorgehen hat bereits in anderen Gemeinden des Amtes Trave-Land dazu geführt, dass dann die beantragten Vorhaben durch Bürgerentscheide abgelehnt wurden, sich die Stimmung in der Gemeinde an diesem Thema aufheizte. Aber es gibt auch andere Beispiele. So haben die Gemeinden Sarau und Weede zuerst im Gemeinderat und unter deutlicher Einbeziehung der Bevölkerung ihre Flächen analysiert und anschließend festgelegt, wo solche Großflächen-Photovoltaikanlagen entstehen können, in der Gemeinde Bahrenhof gibt es eine Arbeitsgruppe aus Einwohner:innen, die sich mit dem Thema auseinandersetzt. Konkrete Anträge von Landbesitzer:innen werden erst anschließend besprochen.
In Pronstorf hat vor kurzem ein Klimadialog begonnen. In 3 verschiedenen Arbeitsgruppen geht es um die Zukunftsfähigkeit der Gemeinde.
Warum beschreiten wir in der Gemeinde Seedorf nicht auch diesen Weg? Eine Potentialflächenanalyse zum Thema Photovoltaik braucht unsere Gemeinde zukünftig ohnehin – wir werden an diesem Thema nicht vorbeikommen. Anschließend sollte die Gemeinde unter breiter Beteiligung der Einwohner:innen entsprechende Perspektiven entwickeln und Flächennutzungspläne aufstellen – danach können die jeweiligen Landeigentümer:innen bei Interesse entsprechende Anträge stellen. Dieses Vorgehen bietet auch die Chance, über Themen wie Bürgersolarparks zu sprechen und damit auch jenen Einwohner:innen die Möglichkeit für eine Beteiligung einzuräumen, die nicht mindestens 5 – 10ha Land besitzen. Einen weiteren Vorteil der Bürgersolaranlagen stellt Gemeindevertreter Jürgen Kaldewey dar: „Wir sitzen heute bezüglich der Strompreise in der Falle von Konzernen, die Milliardengewinne einfahren, während unsere Strompreise durch die Decke gehen.“ Mehr Mitsprache und Beteiligung macht auch aus diesem Blickwinkel Sinn.
Aus diesem Grund hat sich Gemeindevertretung Seedorf auf ihrer Sitzung am 21.06.22 auch dazu entschlossen, die Sommerpause zu nutzen, um sich weiter in das Thema einzuarbeiten, Informationen einzuholen, die Ergebnisse der aktuellen Koalitionsverhandlungen in Kiel zu diesem Thema abzuwarten und zu bewerten. „Wir wollen keine Schnellschüsse mit irgendwelchen Aktivitäten; wir wollen in der Gemeinde den Weg gemeinsam gehen, …, Qualität statt Schnelligkeit“, gab Bürgermeister Philipp Frank bekannt.
Ich wünsche mir nun, dass wir als Einwohner:innen der Gemeinde Seedorf das Thema Energiewende und auch speziell Großflächen-Photovoltaik gemeinsam angehen. Vielleicht wird das ja was?
Lutz Richert, Seedorf, Juni 2022
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