Mitte Juli hat die Wankendorfer Baugenossenschaft ein Projekt gestartet, das nicht nur in der Region seinesgleichen sucht. Bis Ende 2030 wird die nach dem Zweiten Weltkrieg errichtete Gustav-Böhm-Siedlung noch einmal komplett neu entstehen. Im ersten von sechs Bauabschnitten lässt das Kieler Unternehmen am neuen, von der Ostlandstraße abgehenden Gustav-Böhm-Ring drei Mehrfamilienhäuser mit 57 Wohnungen bauen. Anfang 2026 soll mit deren Bezug begonnen werden. Insgesamt sind dort 13 Wohnblocks mit 243 Einheiten geplant – Gesamtinvestitionsvolumen: 72 Millionen Euro. Die auf dem gut 27 000 Quadratmeter großen Gelände einst mit Mitteln des Marshall-Plans realisierten Gebäude hätten in keinerlei Hinsicht mehr den Anforderungen an zukunftsfähigen Wohnraum entsprochen und seien nicht mehr sanierungswürdig gewesen, erklärte Wankendorfer-Vorstand Dr. Ulrik Schlenz. Sie seien nach und nach „leergezogen“ und schließlich abgerissen worden.
Von den ersten 57 Wohnungen in Größen zwischen 48 und knapp 90 Quadratmetern mit zwei, drei oder vier Zimmern hat das Land Schleswig-Holstein 32 sozial gefördert. Die Herausforderung besteht darin, Wohnungsbestände der 50er- und 60er-Jahre zu sanieren und zugleich bezahlbaren Wohnraum aufrecht zu erhalten sowie barrierefreie Wohnungen zu gestalten und neue zu bauen.
Ursprünglich hatte die Wankendorfer im Rahmen des „European Recovery Programs (ERP) in der Siedlung 19 Wohnblocks mit rund 200 Wohnungen errichtet. Aufgrund der Bausubstanz, fehlender Balkone, enger Treppenhäuser, niedriger Raumhöhen und kleiner Wohnungsgrößen hatte sie sich dazu entschieden, alle abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Die ersten drei Mehrfamilienhäuser haben eine Wohnfläche von knapp 3600 Quadratmeter. Zum ausgerufenen Ziel, im Wohnungsbau bis 2045 klimaneutral zu werden, passt es, dass mit der Energie und Wasser Wahlstedt / Bad Segeberg (ews) der regionale Versorger mit im Boot ist. Wenn die neue Gustav-Böhm-Siedlung einmal fertig ist, soll es über 190 E-Ladepunkte für die Mieterinnen und Mieter geben.Es braucht aber auch im ländlichen Raum Initiativen für die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, der von den Kommunen und Gemeinden alleine nicht gestemmt werden kann.
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